Steglitz-Zehlendorf unterschreibt Vereinbarung als vierter Bezirk
Als ein weiterer Bezirk ist nun auch Steglitz-Zehlendorf der von der Charité – Universitätsmedizin Berlin initiierten Kooperationsvereinbarung zum Kinderschutz beigetreten. Damit erstreckt sich diese Vereinbarung nun bereits auf die Hälfte der Einwohner Berlins. Ziel ist es, bei Anzeichen einer Gefährdung des Kindeswohls den betroffenen Familien möglichst schnell Hilfe zukommen zu lassen. Prof. Karl Max Einhäupl, der Vorstandsvorsitzende der Charité, wertet die seit drei Jahren bestehende Vereinbarung als Erfolg: „Im Sinne des Kinderschutzes ist besonders hervorzuheben, dass auch andere Kliniken in Berlin sich jetzt auf der Grundlage unseres Modells engagieren“, erklärte er bei der heutigen Unterzeichnung der Übereinkunft.
Die Einrichtungen der Charité haben in dem Konzept eine wichtige Funktion. Sehen sie nach der Behandlung eines Kindes Anhaltspunkte für eine Gefährdung seines Wohlergehens, so informieren sie noch am selben Tag die Kinderschutzgruppe und den Sozialdienst der Charité. Diese setzen sich zeitnah mit dem Jugend- und dem Gesundheitsamt des Wohnbezirks in Verbindung. Auch das weitere Vorgehen ist vorgegeben und erfolgt immer unter Einbeziehung der Eltern „Die Hilfe für die betroffenen Familien kann dann sehr schnell anlaufen“, berichtet Loretta Ihme, die Koordinatorin der Kinderschutzgruppe an der Charité. „Es ist wichtig, dass die Akteure miteinander im Gespräch bleiben“, hebt sie hervor. „Die Kooperationsvereinbarung schafft hierfür sowohl einen Rahmen als auch eine Verbindlichkeit für alle Beteiligten.“
Vor zwei Jahren hat die Charité das Konzept gemeinsam mit dem Bezirk Mitte entwickelt. Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf stießen dann voriges Jahr genauso hinzu wie jetzt Steglitz-Zehlendorf. „Wir haben sehr viel Zeit darauf verwandt, die Vereinbarung unter Datenschutz-Aspekten genau zu prüfen“, betont Prof. Annette Grüters-Kieslich, die Dekanin der Charité. Sie hatte als Pädiaterin schon vor Jahren die Initiative für eine solche Vereinbarung ergriffen. Besonderes Augenmerk gilt darin Risikogruppen wie Drogen- und alkoholabhängigen oder substituierten Schwangeren und Müttern. Für sie wurde eine Spezialambulanz an der Charité eingerichtet, die bereits etwa 100 Mütter mit ihren Kindern betreut hat. Bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr des Kindes können diese Frauen auf ein strukturiertes Nachsorgeprogramm zurückgreifen. „Wir arbeiten präventiv, damit ein Kinderschutzfall erst gar nicht entsteht“, erläutert Prof. Grüters-Kieslich. Sie weist darauf hin, wie wichtig es sei, dafür zu sorgen, dass kein Kind Schaden nimmt, weil die Kommunikation unter den Verantwortlichen nicht funktioniert.
„Für uns ist jetzt vor allem wichtig, dass diese Kooperation bei der Bevölkerung in unseren Bezirken bekannter wird“, betont Barbara Loth, Gesundheitsstadträtin in Steglitz-Zehlendorf. „Dieses Konzept schafft Handlungssicherheit sowohl für die Mitarbeiter der beteiligten Behörden als auch für Mediziner“, setzt Jugendstadträtin Anke Otto hinzu. Zwar könne man nach drei Jahren noch keine endgültigen Aussagen treffen. „Doch es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass das strukturierte Zusammenwirken sozialpädagogischer und medizinischer Unterstützung den Hilfebedarf bei den betroffenen Familien langfristig deutlich senkt.“
Kontakt
Dipl.-Psych. Loretta Ihme
Koordinatorin für Kinderschutz
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 566 627
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